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Die Wichtigkeit von Tageslicht

Tageslicht ist gesund. Diese wohlbekannte Aussage wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen bewiesen. In einer Umfrage aus dem Jahr 2012 haben 99 % der befragten amerikanischen Architekten den positiven Einfluss von Tageslicht auf die Gesundheit bestätigt.Nahezu identisch waren die Ergebnisse bezüglich den Vorteilen einer Sichtverbindung nach aussen.2

Dennoch fehlt dem Grossteil der Bevölkerung immer noch ausreichend Tageslicht. Zirka 33 % aller Bürokräfte in den USA3 und 42 % der Belegschaft in Europa und dem Nahen Osten4  geben an, dass sie wenig bis gar kein Tageslicht am Arbeitsplatz haben.

Gründe für Diskrepanz

Obwohl die steigenden Bedürfnisse der Gebäudenutzer sowie die Vorteile von Tageslicht bekannt sind, wird dies in der Gebäudeplanung weiterhin zu wenig berücksichtigt. Dafür gibt es zahlreichreiche Gründe. Die fünf wichtigsten sind unterhalb aufgeführt.5

  1. Neubau vs. Renovation. 

    Obwohl in jüngster Zeit vermehrt Glassfassaden in Neubauten installiert werden, sahen unsere Bedürfnisse vor Jahren noch ganz anders aus, wie Gebäude aus früheren Baujahren mit kleinen Fensterfronten zeigen. 

  2. Optimale Sichtverhältnisse vs. Blendung.

    Grössere Fensterfronten verursachen auch Blendung und einen höheren Wärmeertrag. Aus diesem Grund werden bei der Gebäudeplanung oft Kompromisse hinsichtlich des Nutzerkomforts eingegangen, um diese negativen Einflüsse einzudämmen.

  3. Bedürfnis vs. Realisierbarkeit.

    Es bestehen zahlreiche unterschiedliche Bedürfnisse und Ansprüche an ein Gebäude. Der Wunsch nach mehr Tageslicht seitens der Gebäudenutzer kann nicht immer erfüllt werden, da bei der Planung auch andere Einflussfaktoren, wie beispielsweise die Kosten oder die Rentabilität berücksichtigt werden müssen.

  4. Experten vs. Laien. 

    Die Welt der Tageslichtmetriken ist selbst für erfahrene Fachleute der Baubranche schwer zu verstehen. Andere Messgrößen, wie z. B. die für die Energieeffizienz, sind vergleichsweise einfach. Diese Komplexität stellt eine Herausforderung dar, wenn man Menschen dazu auffordert, in natürliche Beleuchtungsstrategien zu investieren.

  5. Messbare vs. glaubhafte Werte. 

    Eine weitere Herausforderung ist die objektive Messbarkeit der Vorteile von Tageslicht und einer uneingeschränkten Sicht nach draussen für ein spezifisches Gebäude. Trotz vereinzelten Forschungsarbeiten, sind weitere Studien notwendig, um ein globales Verständnis zu schaffen.

Überbrückung der Diskrepanz und latente Nachfrage

In gewisser Weise sind alle diese Punkte mit dem Konzept der latenten Nachfrage in den Wirtschaftswissenschaften und im Marketing verbunden. Die klassische Definition der latenten Nachfrage lautet: "Ein Wunsch oder eine Vorliebe, die ein Verbraucher aufgrund mangelnder Informationen über die Verfügbarkeit des Produkts oder aufgrund von Geldmangel nicht befriedigen kann." Das ist zwar richtig. Eine umfassendere Definition würde aber auch einen Mangel an zugänglichen, leicht verständlichen und umsetzbaren Informationen einschließen.

Um es mit den Worten des Laien zu sagen: Die Menschen müssen überzeugt werden! Die Vorteile des Tageslichts sind real, aber nicht greifbar und immer noch frustrierend schwer zu messen. Je mehr wir die Vorteile messbar und greifbar machen können, desto mehr Vertrauen werden die Menschen in sie haben. Mit zunehmendem Vertrauen in die Ergebnisse steigen auch die Investitionen. Dies allein wird die Kluft zwar nicht überbrücken, ist aber ein wichtiger Schritt.

 


 

  1.  Von SageGlass beauftragte und von Hanley Wood durchgeführte Studie aus dem Jahr 2012, in der 479 Architekten aus verschiedenen Landesbereichen der USA befragt wurden.
  2.  Ibid
  3. Saint-Gobain und SageGlass beauftragten gemeinsam das Unternehmen Amplitude Research mit der Befragung von 400 Mitarbeitern in den USA vom 22. März bis 1. April 2016.
  4. The Impact of Biophilia report by Human Spaces