Einfluss von Tageslicht und Blendung auf Wohlbefinden, Leistung und Gesundheit
Natürlicher Lichteinfall in unseren Gebäuden ist für uns alle unerlässlich. Doch es ist ebenso wichtig, die damit verbundenen Gefahren einer Blendung zu vermeiden. Leider wird diesem Thema nicht immer die angemessene Beachtung geschenkt. Dies führt dazu, dass die negativen Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Nutzer nicht adressiert werden.
Physiologische und psychologische Auswirkungen von Blendung
Schauen wir uns noch einmal gemeinsam an, was passiert, wenn wir geblendet werden:
- Wir spüren die Auswirkungen unmittelbar: Denn unsere Sehschärfe wird beeinträchtigt und wir können die Details dessen, was vor uns ist, nicht mehr erkennen. Wir brauchen dann eine gewisse Zeit, um unsere volle Sehleistung wiederzuerlangen und mit dem fortzufahren, was wir gerade tun wollten. Das kann je nach Person von einigen Sekunden bis zu einigen Minuten dauern.
- Anschliessend widmen wir uns wieder unserer Arbeit oder auch anderen Tätigkeiten – allerdings unter störenden oder unangenehmen Bedingungen für die Augen, was eine zusätzliche Anstrengung verlangt. Darüber hinaus führt eine intensive und langanhaltende Belastung des visuellen Systems zu Sehermüdung. Zu den subjektiven Symptomen gehören Spannungen, Juckreiz, Brennen in den Augen, Flimmern, erhöhte Lichtempfindlichkeit, Abschwächung der Kurz- und Weitsichtigkeit und Kopfschmerzen. Aus objektiver Sicht führt die visuelle Ermüdung auch zu einer fortschreitenden Verschlechterung der Sehfunktionen – Aufnahmeschwierigkeiten, verminderte Empfindlichkeit gegenüber Kontrasten und die Strapazierfähigkeit des Auges bei Blendung – und sogar der Sehschärfe1.
Folgen von Blendung im Arbeitsumfeld
Wenn wir bei der Arbeit durch den direkten Blick in die Sonne geblendet werden oder durch Reflexionen nichts mehr auf unseren Bildschirmen erkennen können, verlieren wir in erster Linie wertvolle Arbeitszeit. Die Mitarbeiter können eine Pause einlegen und darauf warten, dass die Störung verschwindet, einen anderen Arbeitsplatz aufsuchen oder versuchen, eine Lösung zur Verbesserung der Situation zu finden.
Studien haben gezeigt, dass nach einer Unterbrechung2 25 Minuten verstreichen, bis man mit der Arbeit fortfahren kann. Diese verlorene Zeit ist für ein Unternehmen somit mit sehr hohen Kosten verbunden!
Doch es müssen nicht nur die Auswirkungen auf die Arbeitsleistung berücksichtigt werden – einige Studien haben einen Rückgang von 15 % bis 21 % im Vergleich zu Arbeitsbedingungen ohne Blendung gezeigt3— sondern es ist auch mit einem Rückgang der Zufriedenheit, der Motivation und mit einem Anstieg der Fehlzeiten und damit mit zusätzlichen Kosten für das Unternehmen zu rechnen4.
Folgen der Blendung in Schulen
In Schulen kann ein schlecht geregelter Lichteinfall zu Reflexionen auf Tafeln oder Projektionsflächen führen und bei Schülern Lese- sowie Lernschwierigkeiten verursachen. Dies führt besonders beim Unterrichten von Mathematik zu signifikanten Auswirkungen, da bei diesem Fach der vermittelte Stoff häufig an der Tafel notiert wird5. Darüber hinaus kann dies bei einem Schüler oder einer Schülerin Stress verursachen, der oder die befürchtet, dass er oder sie keine Zeit haben wird, mitzuschreiben. Lehrer verlieren ebenfalls wertvolle Zeit, wenn sie ihren Unterricht unterbrechen müssen, um laut zu wiederholen, was sie an die Tafel geschrieben haben, oder um eine Jalousie zu schliessen und das Licht einzuschalten. Doch auch Blendungen auf Tischen können das Lesen und Schreiben und somit das Lernen behindern. Zudem können jegliche Art von Reflexionen ablenkend und störend wirken.
Mittel- und langfristig betrachtet, können durch Blendung verursachte Ermüdung der Augen und sogar Migräne die Lernfähigkeit der Schüler sowie die Leistung der Lehrer direkt beeinflussen und noch dazu psychologische Folgen nach sich ziehen.
Folgen von Blendung in Einrichtungen des Gesundheitswesens
Mit dem Alter verändert sich unser visuelles System: Die Linse wird dicker und zunehmend undurchsichtiger, was zu einer Veränderung der Lichtdurchlässigkeit führt1. Auch die Pupillen können Kontraktionen nicht mehr so schnell ausführen, und die Steuerung des Lichteintritts ins Auge funktioniert nicht mehr richtig6. Diese Veränderungen führen zu einer Verschlechterung der Sehfunktionen: erhöhte Blendempfindlichkeit7, geringere Adaptation des Auges bei Blendung, verminderte Sehschärfe und/oder Kontrastempfindlichkeit.
Mehrere Studien haben einen sehr starken Zusammenhang zwischen der Blendempfindlichkeit und dem Verlust der Sehschärfe sowie dem Risiko von Stürzen und Zwischenfällen gezeigt8. Diese Faktoren beeinflussen noch dazu die Fähigkeit der älteren Menschen, sich fortzubewegen sowie Tätigkeiten des täglichen Lebens auszuführen, was zu einer Verschlechterung ihrer Lebensqualität führt9. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Risiken der Blendung in Pflegeheimen und geriatrischen Abteilungen in Gesundheitseinrichtungen so weit wie möglich zu begrenzen.
Besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen
Einige Störungen können mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit oder sogar einer Photophobie – einer krankheitsbedingten Überempfindlichkeit der Augen gegenüber Lichteinwirkung – einhergehen. Dies ist beispielsweise bei Augenkrankheiten wie dem Grauen Star oder der Makuladegeneration (AMD) der Fall1. Menschen, die unter der sogenannten Migräne leiden, sind ebenfalls davon betroffen3. Und auch Menschen, insbesondere Kinder, mit Autismus oder anderen neurologischen Störungen wie einer sensorischen Verarbeitungsstörung oder einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHS) weisen in der Regel ebenfalls eine Überempfindlichkeit gegenüber Licht auf10, 11.
Bei Personen, die von diesen Störungen betroffen sind, kommt es häufiger zu Problemen durch Blendung. Da diese Störungen in jedem Alter auftreten können, können sie jeden Erwachsenen und auch jedes Schulkind betreffen. Dies hebt die Notwendigkeit, dem Risiko von Blendung entgegenzuwirken und es weitestgehend zu vermeiden, noch deutlicher hervor – insbesondere bei der Planung von Gebäuden, die den Menschen berücksichtigen..
Fazit
Natürliches Licht spielt in jedem Lebensraum für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit eine unerlässliche Rolle. Die Risiken möglicher Blendung müssen jedoch umfassend berücksichtigt werden – genau wie die Risiken der Überhitzung, die Luftqualität oder die Akustik. Ein unzureichender Umgang mit Gefahren von Blendung kann sich negativ auf die Arbeitsleistung von Mitarbeitenden, das Lernen von Schülern in Schulen oder das Wohlbefinden und die Sicherheit von besonders gefährdeten Personen in Gesundheitseinrichtungen auswirken.
Allerdings erfordern die Lösungen einen ganzheitlichen Ansatz, damit der Einfall von natürlichem Licht und der Blick nach draussen nicht beeinträchtigt werden. Dies kann erreicht werden durch eine umfassend durchdachte Konstruktion und intelligente Sonnenschutzlösungen wie dynamisches Glas.
Quellen:
- R. Floru. Eclairage et vision. [Rapport de recherche] Notes scientifiques et techniques de l’INRS [Lighting and vision. {Research report} INRS scientific and technical notes]
- Easily distracted: why it’s hard to focus and what to do about it, D. Rock, 2017
- Windows and Offices: A Study of Office Worker Performance and the Indoor Environment, HMG, 2003
- The benefits of daylight through windows, P. Boyce, 2003
- Windows and Classrooms: A Study of Student Performance and the Indoor Environment, HMG, 2003
- Photophobie et dégénérescence maculaire liée à l’âge [Photophobia and age-related macular degeneration], A. Cognée, 2012
- A comprehensive assessment of visual impairment in a population of older, G.S. Rubin et al, 1997
- Prévention des chutes accidentelles chez la personne âgée: argumentaire [Preventing accidental falls in older people: leaflet], HAS, 2005
- The association of multiple visual impairments with self-reported visual disability: SEE project. G.S. Rubin et al, 2001
- How Sensory Experiences Affect Adolescents with an Autistic Spectrum Condition within the Classroom, FEJ Howe et al, 2013
- High Prevalence of Self-Reported Photophobia in Adult ADHD, J.J. Kooij et al, 2014