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Chancengleichheit am Arbeitsplatz: auch beim thermischen Komfort

Conference room with glare

Mit steigenden Temperaturen im Sommer kommt es auch zu hitzigen Auseinandersetzungen über das ideale Raumklima am Arbeitsplatz. Manchen ist es zu warm, anderen zu kalt: Keiner fühlt sich richtig wohl! Infolgedessen findet sich oft jemand, der die Angelegenheit selbst in die Hand nimmt und eigenmächtig am Thermostat dreht, ohne dabei Rücksicht auf andere zu nehmen.

Dabei haben die Temperaturen im Büro nicht nur Einfluss auf das Wohlbefinden. Dr. Agne Kajackaite, Leiterin der Forschungsgruppe «Ethics and Behavioral Economics» am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, kam in einer kürzlich durchgeführten Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Temperatur in Büros ebenfalls einen Einfluss auf die Produktivität der Angestellten hat. Gemäss den Ergebnissen kann zwischen den Geschlechtern differenziert werden. 

Männer weisen bei niedrigeren Temperaturen eine höhere kognitive Leistungsfähigkeit und Produktivität auf als Frauen. Dieser Unterschied fällt jedoch umso geringer aus, je höher die Temperatur steigt. Diese Erkenntnis zeigt, dass es sogar beim thermischen Komfort eine Ungleichheit bei den Geschlechtern gibt, genau wie dies auch für den Lohn oder den Mutter- bzw. Vaterschaftsurlaub zutrifft. 

Die genannte Untersuchung belegt einmal mehr, dass auch die Arbeitsumgebung eine wichtige Rolle für die Gleichstellung am Arbeitsplatz spielt. Eine Arbeitsumgebung, in der – wenn auch unabsichtlich – der Fokus ausschliesslich auf dem Wohlbefinden und den optimalen Arbeitsbedingungen für eine Geschlechtergruppe liegt, widerspricht dem Prinzip der Chancengleichheit. Allerdings müssen nicht nur Unternehmen die Gestaltung der Arbeitsumgebung als einen für das Personal relevanten Faktor anerkennen. Auch Architekten und Gebäudetechniker müssen sich der Auswirkungen auf die Gleichstellung am Arbeitsplatz bewusst werden.

Umdenken bei der Gestaltung der Arbeitsumgebung

Im Diskurs um die Chancengleichheit von Mann und Frau am Arbeitsplatz sollten Unternehmen deshalb auch berücksichtigen, welchen Einfluss die Gestaltung der Arbeitsumgebung auf den thermischen Komfort ihrer Angestellten hat. Architekten können durch die Einbeziehung von Designelementen wie dynamischem Glas eine wichtige Rolle bei der Verwirklichung spielen. Auch Immobilienentwickler sollten sich bei Neubau oder Sanierungsprojekten verstärkt mit dem thermischen Komfort und den teilweise vollkommen unterschiedlichen Auswirkungen des Gebäudes auf das Wohlbefinden der männlichen und weiblichen Angestellten befassen. Ebenso wichtig wie die Gestaltung der Arbeitsumgebung ist der Gebäudebetrieb, da das zuständige Personal für die Festlegung und Steuerung der Temperatur-Sollwerte verantwortlich ist.

Fazit: Die Verantwortlichen, seien dies Immobilienentwickler, Architekten oder Unternehmen, müssen Möglichkeiten zur Gestaltung moderner Arbeitsumgebungen entwickeln, die dem Wohlbefinden und der Leistungsfähigkeit aller Angestellten zuträglich sind, und zwar unabhängig des Geschlechts.