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Bill Gates: Die Baubranche muss auf den Klimawandel reagieren

NM Mutual

 In einem Beitrag in seinem Blog GatesNotes erläutert Technologieexperte Bill Gates, dass Gebäude dem Klima schaden und das ein grosses Problem darstelle. Denn die Baubranche boomt weltweit. «Einer Schätzung zufolge», schreibt er, «werden bis 2060 weltweit Gebäude mit einer Grundfläche von ca. 186’000 Quadratkilometern gebaut werden – das entspricht einer Fläche von New York City jeden Monat für die nächsten 40 Jahre.»

Die Daten sind nicht aus der Luft gegriffen. Gates beschreibt ausführlich sowohl bereits erforschte als auch weniger bekannte Auswirkungen von Gebäuden hinsichtlich der Treibhausgase. Weiter nennt er verschiedene sinnvolle Lösungsansätze, die wir verfolgen können (und sollen). Dazu gehören die Verwendung umweltfreundlicherer Werkstoffe, die Verringerung des Energieverbrauchs durch den Einsatz neuer Technologien und die Unterstützung solcher Nachhaltigkeitsmassnahmen seitens des Gesetzgebers.

Wir von SageGlass haben uns darüber gefreut, dass Gates intelligentes Glas als eine der Massnahmen hervorhebt, mit denen uns die Klimawende gelingen könnte. «Ich weiss von einigen vielversprechenden Technologien, mit denen die Energieeffizienz in Gebäuden verbessert werden kann», schreibt Gates. «Mich faszinieren Fenster aus sogenanntem intelligentem Glas, dessen Tönung je nach gewünschter Raumtemperatur erhöht oder verringert werden kann.»

  1. Die klimatischen Auswirkungen von Gebäuden

Diejenigen unter uns, die in der Baubranche tätig sind, wissen, wie sich der Energieverbrauch in Gebäuden auf die Treibhausgasemissionen auswirkt. Es gilt ausserdem noch weitere Faktoren zu berücksichtigen:

  • Durch Baustoffe verursachter CO2-Ausstoss: Die Herstellung von Baustoffen, insbesondere von Beton und Stahl, hat einen wesentlichen Anteil an den Treibhausgasemissionen. Beide Werkstoffe sind für unglaubliche 10 % aller Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich. Damit spielt der durch Baustoffe verursachte CO2-Ausstoss zwar eine wichtige Rolle. Allerdings weist Gates darauf hin, dass 80–90 % der Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit Gebäuden während der Nutzungsphase entstehen, das heisst während der Betriebszeit eines Gebäudes. Unser intelligentes Glas ermöglicht nicht nur eine deutliche Verringerung des Energieverbrauchs während der Betriebszeit eines Gebäudes, sondern wurde auch hinsichtlich des verursachten CO2-Ausstosses optimiert. So gelang es uns, den Treibhausgasanteil von SageGlass zwischen 2014 und 2018 um 74 % zu senken.
  • Fluorierte Treibhausgase (F-Gase): Bei diesen Gasverbindungen handelt es sich um Kältemittel, die in fast allen der weltweit 1,6 Milliarden Klimaanlagen verwendet werden. Während des Betriebs und der Wartung, aber auch während der Produktion der Anlagen werden die Gase häufig freigesetzt. Dabei hat jedes F-Gas-Molekül deutlich grössere – oft sogar hunderte Male grössere – Auswirkungen auf die globale Erwärmung als ein CO2-Molekül.

In diesem Zusammenhang weist Gates auf die wichtige Rolle von Behörden und Unternehmen bei der Lösung dieser Herausforderungen hin. Zudem nennt er neue Technologien, die zum Gelingen entsprechender Vorhaben beitragen können. Wir müssen aber nicht mehr künftige Innovationen abwarten, um hocheffiziente Gebäude zu bauen. Alles ist bereits heute verfügbar und wir sind sogar bereit, für nachhaltige Gebäude einen höheren Preis zu zahlen.

Dies wird durch verschiedene Daten eindrucksvoll belegt.

  1. Netto-Nullenergiegebäude sind kosteneffektiv

Netto-Nullenergiegebäude, die jährlich ebenso viel Energie produzieren, wie sie verbrauchen, werden häufig als das Nonplusultra der Gebäudegestaltung und als rundum nachhaltig angepriesen.1 Ein Bericht des International Living Future Institute, des New Buildings Institute und von Skanska kam zum Ergebnis, dass auf ein Bürogebäude nach Nullenergiestandard im Gegensatz zu einem herkömmlichen Bürogebäude um 5–10 % höhere Kosten entfallen.2 Lassen Sie das kurz auf sich wirken: Für Mehrkosten von nur 5–10 % kann ein Gebäude völlig nachhaltig gestaltet werden.

Man könnte nun argumentieren, dass diese Mehrkosten schon allein aufgrund der gesellschaftlichen Verantwortung, nachhaltigere Gebäude zu bauen, gerechtfertigt sind. Ganz so einfach ist es aber nicht. Damit in grossem Umfang Investitionen in nachhaltige Gebäude getätigt werden, müssen diese nachweislich eine Rendite erzielen – was auch zutrifft.

  1. Netto-Nullenergiegebäude sind rentabel

In einem im Journal of Real Estate Research kürzlich veröffentlichten Artikel wurde die Bereitschaft von Mietern in Bürogebäuden untersucht, für nachhaltige Gebäude und bestimmte umweltfreundliche Gebäudemerkmale einen höheren Preis zu zahlen. Die Verfasser des Artikels fanden heraus, dass Mieter in nachhaltigen Gebäuden bereit sind, einen um 9,3 % höheren Nettomietpreis zu zahlen. Dieser Wert liegt, wenn auch nur geringfügig, über dem Ergebnis von 4–7 %, zu dem bereits frühere Untersuchungen kamen.

Dies bedeutet, dass Mehrkosten von 5–10 % der Bereitschaft von Mietern gegenüberstehen, für nachhaltige Gebäude einen um 4–9 % höheren Mietpreis zu zahlen. Diese Daten zeigen, dass die höheren Kosten problemlos mit Mietern ausgeglichen werden könnten, die nachhaltige Gebäudemerkmale schätzen und entsprechend vergüten. Dies können wir aufgrund der Erfahrungen bei unseren Projekten bestätigen. Wie Sie in diesem Video zum nach Nullenergiestandard gebauten Hauptsitz der American Geophysical Union erfahren, konnten Mietpreise deutlich über dem Marktdurchschnitt erzielt werden.

  1. Bessere Gebäude sind problemlos machbar

In der Baubranche spricht man nur ungern darüber, dass Gebäude in irgendeiner Form mangelhaft sind. Schliesslich hat deren Erstellung viel Zeit, Arbeit und Hingabe erfordert. Doch der nüchterne Titel von Gates’ Blog-Beitrag enthält eine einfache Wahrheit, der wir uns nicht mehr verschliessen können: Gebäude tragen massgeblich zum Klimawandel bei. Die Daten zeigen allerdings, dass wir das Ruder noch heute herumreissen können.

Noch wichtiger als neue Technologien oder Vorgaben seitens des Gesetzgebers ist der Wille zur Veränderung. Bei jedem einzelnen Gebäude oder Projekt bieten sich Möglichkeiten, bessere Entscheidungen zu treffen. Werden Sie sich dafür entscheiden, Ihr nächstes Gebäude nachhaltig zu gestalten? Werden Sie sich sowohl in ethischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht für einen nachhaltigeren Ansatz stark machen, selbst wenn Ihre Kunden oder Stakeholder mit dem Status quo zufrieden sind?

Bessere Gebäude zu bauen, ist möglich. Jedoch nur, wenn wir alle entsprechend handeln. Ich möchte mich bei Bill Gates dafür bedanken, dass er seinen Einfluss nutzt, um auf die enormen Chancen hinzuweisen, die sich in diesem Bereich bieten. Wenn wir wirklich jeden Monat für die Bebauung einer Fläche in der Grösse von New York Citys verantwortlich sind, zählt jeder Baustoff und jedes Gebäudemerkmal – von den unzähligen Tonnen von Beton bis hin zur einzelnen Fensterscheibe.

 

Jordan Doria ist Senior Channel Marketing Manager bei SageGlass. Bereits seit zehn Jahren ist er in der Baubranche tätig. Seinen Bachelor- und Masterabschluss hat er zuvor an der amerikanischen Universität Villanova University in Politikwissenschaften erhalten.

 


1  There is a lot that can be said on this. Net-zero energy is not the same as net-zero carbon, a more ambitious standard. Also, modeled net-zero buildings are not the same as actual net-zero buildings. Fodder for another blog.

2  This report focused specifically on buildings in Washington, DC; obviously costs vary widely across the country, and the world. However, this report helps illustrate the point.