Industry Insights

Die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Immobilien in Städten

Ein Bericht des Urban Land Institute (ULI) mit dem Titel «Scorched» (dt. «Versengt») liefert neue Erkenntnisse über die Auswirkungen steigender Temperaturen in Städten auf die Immobilienbranche. Er macht deutlich, dass steigende Temperaturen in Städten problematisch sind. Gemäss dem Bericht sind sogenannte «städtische Wärmeinseln» die Hauptursache für den Temperaturanstieg in amerikanischen Städten. Urbane Gebiete sind zwei bis sechs Grad wärmer als ländlichere und die Temperaturen steigen in Städten auch um 50 % schneller an im Vergleich zu ländlichen Regionen. Glücklicherweise enthält der Bericht auch praktische Orientierungshilfen und zeigt in entsprechenden Fallstudien auf, wie diese Herausforderungen mit bestehenden Gestaltungstechniken und –technologien für Gebäude gelöst werden können. Eine dieser Technologien ist dynamisches Sonnenschutzglas für Gebäude.

 

Kurze Übersicht der Fakten

Viele Menschen haben die Auswirkungen «städtischer Wärmeinseln» bereits selbst erlebt und müssen nicht erst von deren Problematik überzeugt werden. Die Frage richtet sich aber nicht auf die Überzeugungsarbeit, sondern ist eine ganz andere: Wie gravierend sind die steigenden Temperaturen in Städten tatsächlich? Der Bericht liefert darauf eindeutige Antworten. Im Nachfolgenden werden die drei wichtigsten Erkenntnisse aufgeführt:

  • Durch «städtische Wärmeinseln» erhöht sich die Kühllast von Gebäuden um 13 %. Angesichts der Tatsache, dass Spitzenlasten erhebliche Auswirkungen auf die HLKK-Kosten haben, führen «städtische Wärmeinseln» zu höheren Investitionskosten für Gebäude.
  • 20 % des Smogs in Städten entsteht durch Wärmeinseln, wodurch in vielen Gebieten die Luftqualität beeinträchtigt wird.
  • 2018 war weltweit das viertwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen! Dazu bedarf es wohl keines weiteren Kommentars.

Allein diese Erkenntnisse zeigen, dass die Herausforderungen der extremen Hitze nicht auf die lange Bank geschoben werden können. Wir müssen sofort handeln!

 

Was steht auf dem Spiel?

Die Liste der möglichen Auswirkungen der «städtischen Wärmeinseln» ist lang. Vorrangig sind jedoch die drei zentralen Aspekte der Gesundheit und der Sicherheit der Menschen; der Lebensdauer, der Betriebskosten sowie der Wirtschaftlichkeit der Gebäude zu nennen. Unter der Wirtschaftlichkeit ist die Laufkundschaft, der Tourismus oder auch der Wert einer Immobilie zu verstehen. Der letzte Punkt mag vielleicht die Frage aufwerfen, was darunter genau zu verstehen ist und warum dieser von solcher Bedeutung ist. Stellen Sie sich dafür einen Bezirk in einem dicht besiedelten Stadtgebiet vor, in dem die höchsten Mieten verlangt werden. Nun erscheinen immer häufiger Warnungen zu schlechter Luftqualität aufgrund zu hoher Smog-Werte auf den Smartphones der Anwohner. Wie würden Sie reagieren? Ein anderes Szenario ist die Gegenüberstellung von Energiekosten eines Mietobjekts. Mietinteressenten vergleichen die Energiekosten und stellen fest, dass diese in dicht besiedelten, hochpreisigen Wohngegenden höher liegen als in anderen Bezirken. Wie würden die Mietinteressenten handeln? Oder sogar noch schlimmer: Ganze Bezirke könnten aufgrund von Hitzeproblemen ein schlechter Ruf ereilen, sodass Unternehmen sich anderweitig nach Gewerbeimmobilien umsehen. Was würde dies für die Stadt bedeuten?

Die Stadt Cincinnati hat bereits erste Massnahmen ergriffen, um eine Antwort auf solche Horrorszenen zu haben. In ihrem Nachhaltigkeitsplan aus dem Jahr 2018 präsentiert sie sich als «grüner Zufluchtsort» für Menschen und Unternehmen, die aus Gebieten fortziehen möchten, in denen es zu heiss geworden ist.

 

Unsere Antwort

Der Bericht stellt klar, dass es keine Universallösung für den Abbau «städtischer Wärmeinseln» oder für die Minderung ihrer Auswirkungen gibt. Allerdings kann es sich für Planer und Entwickler als sinnvoll erweisen, im Sinne zukunftssicherer Investitionen ihr Augenmerk bei ihren Minderungs- und Anpassungsstrategien auf bestimmte Aspekte zu richten. Strategien zur Reduktion der Auswirkungen «städtischer Wärmeinseln» müssen sowohl auf der Ebene der Stadtplanung als auch auf der Ebene individueller Bauprojekte umgesetzt werden. Wie bei den meisten Elementen der Stadtplanung ist davon auszugehen, dass Baugenehmigungen in Zukunft auch davon abhängen, welche Strategien zur Wärmeminderung bei einem Bauvorhaben konkret umgesetzt werden sollen.

Zu den wichtigsten Reduzierungs- und Anpassungsstrategien von Wärme für ein Gebäude bzw. einen Standort gehören:

  • die Gebäudeplanung: Ausrichtung, Formgebung und Ballungsräume
  • der Baustoff und die Baustofftechnik: darunter auch dynamisches Sonnenschutzglas. Dieses schützt vor heissen Temperaturen, da es dem Wärmeeintrag in Gebäuden stärker entgegenwirkt als herkömmliche Glasprodukte. Zudem reagiert intelligentes Glas automatisch auf die lokalen Witterungsbedingungen und ist in Gebäudemanagementsysteme integriert.
  • helle und reflektierende Oberflächen: kühle Dächer, Wände und Gehwege
  • Grünflächen: begrünte Dächer und Wände
  • weitere Betriebsstrategien: Thermostatsteuerung und Temperaturänderungen. Dynamisches Glas bietet auch hier den Vorteil, dass es den Komfort der Gebäudenutzer vor Ort verbessern kann, ohne die Einstellungen für Heizung bzw. Kühlung manuell anpassen zu müssen.

Während nur Strategien hervorgehoben wurden, die sich auf ein Gebäude beziehen, müssen auch auf der Ebene der Stadtplanung konkrete Massnahmen umgesetzt werden. Es ist deshalb besonders wichtig, dass «städtische Wärmeinseln» alle Beteiligten involviert und auf allen Ebenen thematisiert wird, um sie gemeinsam zu bewältigen. Die gute Nachricht ist, dass bereits heute die erforderlichen Techniken und Technologien verfügbar sind und wir als Akteure der Immobilienbranche sie nur noch nutzen müssen.